Helmut Sinn der Pilot, Fluglehrer, Rallyefahrer, Fabrikant und eine große Persönlichkeit!

Als Flüchtling kam Helmut Sinn ende des 1. Weltkrieg 1918 in die Pfalz nachdem er mit seiner Familie Elsass-Lohringen verließ. In Elsass-Lothringen lebte er ganz in der Nähe eines Flugplatzes, dort waren französische Fliegereinheiten stationiert.

Er konnte Tag und Nacht die Flugzeuge sehen und hören und es entstand sein größter Wunsch einmal Pilot zu werden. Er meldete sich als junger Mann bei der Wehrmacht als Flugzeugfrühanwärter und leistete vorher seinen Arbeitsdienst in der Pfalz ab. Schließlich wurde Helmut Sinn 1936 einberufen.

Noch während der Grundausbildung erreichte er bei einem zivilen Segelflugverein die Segelfliegerlizenz. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man noch ohne Lehrer Segelflieger werden.

Er wurde 1937 zu einer Aufklärungseinheit versetzt und er erfüllte sich in einer Motorflugschule in Quedlinburg den Traum vom Fliegen. Er flog vorwiegend in Frankreich seine Einsätze als Beobachter und Aufklärer am Ärmelkanal.

In Russland wurde Helmut Sinn bei einer Notlandung verletzt und musste einige Monate in einem Lazarett in Clichy-la-Garenne , nordwestlich von Paris behandelt werden. Man versetzte ihn auf die Blindflugschule in Posen wo er als Blindfluglehrer ausgebildet wurde. Dort schulte Helmut Sinn auf der JU 52, Ju 88, HE 111 und weiteren Flugzeugen Piloten für den Nacht- und Blindflug (Instrumentenflug).

Helmut Sinn geriet Ende des Krieges in amerikanische Gefangenschaft und kam in ein Kriegsgefangenenlager wo er schwer erkrankte und nach einigen Monaten auf die Insel Fehmarn verlegt wurde. Als er entlassen wurde war der Krieg endlich vorbei, doch mit ihm auch der Traum vom Fliegen.

Helmut Sinn stand nach dem Ende des Krieges wie so viele andere vor dem nichts. Es war die Zeit als er sich auf eine weitere Leidenschaft nach dem Fliegen besann, nämlich Uhren.

Er zog nach Frankfurt Heiratete und gründete 1953 sein erstes Uhren Geschäft.

Doch Helmut Sinn wäre nicht der „schnelle Helmut“ und für Veränderungen gut, durch das Flugverbot für Deutsche nach dem 2. Weltkrieg versuchte er sich in einer weiteren Leidenschaft als Rallyefahrer. Mit einem VW Käfer wurde er bei der Rallye Algier-Kapstadt nach 18.000 km Klassensieger.

Die Rallye hatte er gewonnen aber das Geschäft in Frankfurt gab er auf. Seine Firma „BASI“ – für „Bader und Sinn“ – übertrug er während seiner Abwesenheit seiner Frau und seinem Partner. Und wieder stand er vor dem nichts und gründete ein neues Unternehmen „Sinn Spezialuhren Frankfurt am Main“.

Um nicht mit dem noch zu dieser Zeit existierenden Unternehmen „BASI“ in Konkurrenz zu treten wurde vereinbart, dass „Sinn Spezialuhren Frankfurt am Main“ ausschließlich instrumentelle Uhren anbietet. Helmut Sinn begann, Fliegeruhren herzustellen und bezeichnete diese als Rallyeuhren, weil zu diesem Zeitpunkt die Luftfahrt für Deutsche noch verboten war.

Er stellte fest, dass die verfügbaren Einbau Flugzeugchronographen einige Jahrzehnte alt waren. Zu dieser Zeit gab es nur die Borduhr von Junghans, die J 30 BZ und einige andere alte Konstruktionen.

Aus dem Valjoux Werk Kaliber VJ 5 entwickelte Helmut Sinn seine erste Borduhr und am Ende der Entwickelung stand sein eigenes Kaliber 58 mit Zentralminutenzähler. Den Durchbruch brachte ein Großauftrag der Luftwaffe die gerade neu entstand.

Somit war auch der Weg geebnet für seine ersten Armbanduhren, die Modelle 101, 102 und 103.

Helmut Sinn verkaufte seine Uhren direkt an den Kunden und dadurch wurden die teuren Handelsaufschläge vermieden. Ohne diese Handelsaufschläge konnte Helmut Sinn seinem Motto treu bleiben, nämlich „die denkbar beste Qualität zu dem machbar günstigsten Preis“

Seine ursprüngliche Firma Sinn Spezialuhren hat seit 1994 einen neuen Eigentümer.

Als Deutschlands ältester Jungunternehmer begann er 1998 erneut von vorne.

Mit Jubilar-Uhren, der Marke Chronosport und der Schweizer Traditionsmarke Guinand entwickelte Helmut Sinn bis 2014 Konzepte für Funktionsuhren.

PILOT

„Nach dem Ersten Weltkrieg ist meine Familie aus dem Elsass vertrieben worden. Wir wohnten bei Speyer, und ich sah als Kind die Flugzeuge im Anflug auf den Platz dort. "Schon mit sechs Jahren wollte ich Pilot werden. Alle haben über ,den Kasper‘ gelacht.

Mit 18 kam ich zum Arbeitsdienst und habe dort schon Segelfliegen gelernt, bin auch mit dem berühmten ,Schädelspalter‘ an der Wasserkuppe geflogen. Dann kam ich zur Luftwaffe und erwarb von 1936 bis 1938 alle Piloten-Lizenzen.“

Zitat: Helmut Sinn

Foto: Helmut Sinn

RALLYEFAHRER

"Das Wirtschaftswunder begann, und ich hätte zwei Jahre auf einen VW Käfer warten müssen. Ich wollte mit einem Käfer 1953 die Rallye Algier-Kapstadt fahren, 14 000 Kilometer. Ich fuhr direkt nach Wolfsburg. Generaldirektor Nordhoff hielt mich für verrückt. Aber er gab mir den Wagen.

Mit einem Porsche Motor wurde ich Klassensieger. Geld hatte ich damals genug, ich konnte es mir leisten, habe noch viele andere Rennen gefahren. Damals durfte ich auch wieder fliegen, habe Flugzeuge aus Frankreich nach Deutschland überführt, gehöre zu den Gründern des Platzes in Egelsbach, war Kunstfluglehrer.“

Zitat: Helmut Sinn

Foto: Helmut Sinn

FABRIKANT

"Ich habe ja nie Uhrmacher gelernt. Die Werke habe ich in der Schweiz gekauft und bei der Bestellung meine Vorschläge gemacht. 1961 gründete ich die Fabrik. Wir haben die Teile zusammengebaut, getüftelt, verbessert. Kein Schnickschnack, sondern solide Qualität zum günstigen Preis.

600 Borduhren von mir wurden in die Cockpits der Lufthansa eingeschraubt, ich habe Uhren für Bell Hubschrauber und Tornados geliefert, und Piloten schätzten Sinn am Handgelenk, sogar Astronauten. Später, nachdem ich Sinn mit allen Namensrechten verkauft hatte, habe ich meinen alten Zulieferer Guinand gekauft.

Von 1995 bis 2014 war ich noch einmal Unternehmer, und es hat immer noch Spaß gemacht."

Zitat: Helmut Sinn

Foto: Helmut Sinn